Nordmende Othello 59 Röhrenradio

Beschreibung

Bei dem Normende Othello 59 handelt es sich um ein Röhrenradio aus dem Baujahr 1958/59. Das Gerät wurde von Nordmende (Norddeutsche Mende-Rundfunk GmbH) in Bremen hergestellt und zeichnete sich aufgrund der folgenden technischen Daten als Rundfunkempfänger der gehobenen Klasse dieser Zeit aus. Die spiegelt sich auch in dem damaligen Neupreis von 448,- DM wieder.

Othello_Ansicht vorne

Hauptprinzip: Superhet allgemein; ZF/IF 460/10700 kHz
Anzahl Kreise: 10 Kreise AM 13 Kreise FM
Wellenbereiche: Langwelle, Mittelwelle, Kurzwelle und UKW
Röhren: ECC85, ECH81, 2 x EF89, EM84, EABC80, ECC82, 2 x EL84
Lautsprecher: 5 Lautsprecher
Belastbarkeit/Leistung: 12 W (2 x EL 84 im Gegentakt)
Material: Gerät mit Holzgehäuse
Form: Tischgerät, Tasten oder Druckknöpfe
Abmessungen (BHT): 680 x 390 x 290 mm
Nettogewicht: 14,7 kg

Historie

Ende der 50-er Jahre stellte der Nordmende Othello das HiFi-Gerät im Hause meiner Eltern dar. Mit seiner Ausstattung und dem unverwechselbaren Klang der Röhrenendstufe verbunden mit den fünf Lautsprechern in dem Holzgehäuse konnte das Radiogerät schon begeistern. Über den eingebauten Equalizer (Tastensatz und Drehregler) war der Klang in weiten Bereichen zu beeinflussen. Selbstverständlich war auch ein Plattenspieler angeschlossen und rundete die HiFi-Anlage ab.

In den 60-er Jahren kamen dann verstärkt Transistorgeräte als Receiver oder getrennt als Tuner und Verstärker auf den Markt. Die neue moderne Technik war angesagt und irgendwann musste der gute alte Nordmende weichen. Damals gab es noch nicht den Trend zu nostalgischen Dingen, nur zu gerne nutzte ich daher die Gelegenheit das Röhrenradio auszuschlachten. Die zahlreichen Lautsprecher mussten für den Bau von Boxen herhalten und die kraftvolle Endstufe bildete den Grundstein für den Bau eines Verstärkers, Dinge die mit dem Wandel in der Musikszene sehr gefragt waren. So verschwand das Radiogerät meiner Jugend auf Nimmerwiedersehen.

In den letzten Jahren erinnerte ich mich an diese Zeit, als mir bei eBay diverse Angebote alter Röhrenradios begegneten. Hier habe ich dann gezielt nach dem Nordmende Othello gesucht und habe mehrere Geräte gefunden, die ich dann günstig ersteigern konnte. Günstig hieß natürlich, dass sich die Radios optisch wie auch technisch in einem sehr restaurierungsbedürftigen Zustand befanden, aber das war letztlich der Reiz an der Sache diese alte Technik wiederzubeleben. Zwei Geräte habe ich anschließend in einem Top-Restaurierungszustand verkauft, das dritte Gerät schmückt nun seit einigen Jahren mein Wohnzimmer und kommt auch in regelmäßigen Abständen zum Einsatz.

Restaurierung

Zunächst galt es den Staub der Jahrzehnte zu beseitigen. Die Radios wurden also in ihre Haupt-Komponenten zerlegt, d.h. Chassis, Holzgehäuse und Lautsprecher voneinander getrennt. Anschließend war eine erste grobe Reinigung mit Pinsel und Staubsauger möglich.

Die Holzgehäuse wurden von sämtlichen Zierleisten und Anbauteilen befreit. Der Zustand war je nach Gerät unterschiedlich, vom einfachen Aufpolieren bis zum Abschleifen und kompletter Neulackierung waren hier alle Arbeitsschritte erforderlich. Diese haben sich jedoch gelohnt, die Gehäuse erstrahlten anschließend wieder fast im alten Glanz und sahen nach Bestückung mit den ebenfalls aufpolierten Zierleisten wieder wie neu aus.

Die Lautsprecherchassis mussten lediglich gereinigt werden. Bei der Stoffbespannung der Lautsprecherfront war etwas mehr Arbeit angesagt. Bei allen Geräten war der Stoff nicht mehr in einem ansehnlichen Zustand, er musste also vorsichtig von der Trägerplatte gelöst und dann gewaschen werden. Das ging nicht bei allen Geräten gut, teilweise war der Stoff so stark angegriffen, dass er sich beim Waschen in seine Einzelteile auflöste. Aber auch hier half das Internet weiter, nach kurzer Suche waren mehrere Anbieter für Ersatzteile (auch Bespannstoffe) alter Röhrengeräte gefunden.

Letztlich ging es ans Eingemachte, das Chassis mit der kompletten Technik. Hier half die Grundreinigung kaum weiter, weder Potis noch Drehkondensatoren ließen sich bewegen, da sie komplett verharzt waren. Vorsichtig kamen hier Lösungsmittel zum Einsatz, bei den diversen Tastensätzen war auch jede Menge Kontaktspray erforderlich. Auch die Seilzüge waren teilweise zu ersetzen, letztlich war die Beweglichkeit der Teile aber wiederhergestellt. Besonders arbeitsintensiv zeigte sich auch die Reinigung der Drehknöpfe und der elfenbeinfarbigen Tastatur. Diese prägen ja in erheblichem Maße das äußere Erscheinungsbild des Radiogerätes und sollten natürlich entsprechend aufpoliert werden.

Nach diesen Maßnahmen konnte man sich der „wilden Verdrahtung“ auf der Unterseite des Chassis widmen. Hier wurden grundsätzlich alle Papierkondensatoren (teilweise teergebunden und ausgelaufen) ersetzt. Eine Messung ergab, dass die Kapazitäten weit außerhalb des zulässigen Toleranzbereiches lagen. Auch der eine oder andere Widerstand wurde erneuert, falls dieser den Anschein machte, dass er schon mal einer höheren Temperaturbelastung ausgesetzt war. Er wurde beim Austausch natürlich auf zeitgemäße Ersatzteile geachtet, die Beschaffung war aber durch die diversen Anbieter im Netz kein Problem.

Erfreulicherweise zeigte sich nach dem Zusammenbau der Komponenten der Erfolg der durchgeführten Reparaturen. Nach Einschalten der Geräte und Abwarten der Gedenkminute für das Aufheizen der Röhren funktionierten alle Geräte sofort. Es war kein Austausch z.B. der Röhren erforderlich, diese hatten die lange Zeit offenbar gut überstanden. Für kleinere Abgleich- und Einstellarbeiten leisteten die folgenden Schaltpläne gute Dienste.

Schaltplan

Othello_Schaltplan

Othello_Abgleichplan

Bilder

Othello_Rückansicht

Othello_Chassis

Othello_Endstufe