Alfa Romeo Duetto Spider 1750, Protokoll einer Komplet-Restauration
- Der Kauf
- Die erste Bestandsaufnahme
- Die Arbeit konnte beginnen
- Karosseriearbeiten
- Fahrwerksaqrbeiten
- Motor und Getriebe
- Innenausstattung
- Elektrik
- Lackierung
- Ausfahrten
Der Kauf
Nachdem wir schon seit einigen Jahren die Freude des offenen Fahrens mit einem Alfa Romeo Spider von 1993 genossen hatten, war ich nun auf der Suche nach einem Bertone Coupe als Ergänzung für die weniger schönen Tage im Jahr. In der näheren Umgebung wurden jedoch keine Fahrzeuge angeboten die meinen Vorstellungen entsprachen. Bei der Suche wurde ich dann aber auf einen 1750-er Duetto Spider von 1968 ganz in der Nähe aufmerksam. Der Zustand war restaurierungsbedürftig, aber der Preis war günstig und an einem Rundheck-Spider konnte man nun nicht einfach so vorbeigehen. Am 25.06.2002 war der Kauf perfekt und der Spider kam per Anhänger zu mir nach Hause, d.h. auf einen nahegelegenen Bauernhof, wo ich extra für die Restaurierung eine entsprechend große Garage angemietet hatte.(Bild 1 ).
Die erste Bestandsaufnahme
Zu Hause angekommen wurde der Neuerwerb erstmal richtig unter die Lupe genommen. Da ich mir sowieso vorgenommen hatte, das Fahrzeugkomplett zu zerlegen und neu aufzubauen konnte mich also nichts mehr schockieren. Obwohl der erste optische Eindruck nicht so schlecht war, kamen dann doch so einige meist negative Dinge zum Vorschein:
- Die Karosserie hatte im Bodenbereich teils erhebliche Durchrostungen
- Die Seitenschweller waren in Ordnung, offensichtlich schon mal erneuert
- Ein Unfallschaden vorne links war behoben worden, im Motorraum waren Innenkotflügel und vordere Querstrebe aber nur unfachmännisch ausgebeult worden
- Der Lack war natürlich in die Jahre gekommen, an manchen Stellen schimmerten alte Schichten durch, letztlich sollten sich die Spuren von vier Lackierungen wiederfinden
- Der Motor konnte zwar für den Transport auf den Anhänger gestartet werden, zur Laufleistung und zum Allgemeinzustand lagen jedoch keine verlässlichen Informationen vor
- Die Bremsanlage war nach der langen Standzeit nicht mehr funktionsfähig
- Die Innenausstattung war vor längerer Zeit komplett in rotem Leder nachgerüstet worden, jedoch in einem nicht mehr ansehnlichen Zustand.
Um nun etwas Genaueres über die Herkunft meines Duetto zu erfahren holte ich erstmal eine Auskunft beim Alfa Romeo Archiv in Milano ein (Bild 2):
Also Baujahr 1968, im Jahr 1969 nach Deutschland ausgeliefert und 1970 erstmals zugelassen. Die Farbe war im Originalton weiß und die Innenausstattung rot (Kunstleder).
Die Arbeit konnte beginnen
Wie die Bestandsaufnahme vermuten ließ, kam nun jede Menge Arbeit auf mich zu. Die konnte nur nach einem fixen Plan und System erfolgen, zumal mir hierfür nur meine Freizeit zur Verfügung stand.
Zunächst habe ich Stück für Stück mit der Demontage der Anbauteile wie Lampen und Stoßstangen begonnen. Diese habe ich dann sofort aufgearbeitet oder falls erforderlich neu beschafft. Alle Teile wurden katalogisiert und Zustand, Arbeitsaufwand und Kostenaufwand für Reparatur oder Neubeschaffung erfasst. Anschließend wurden die Teile verpackt und für die spätere Montage gelagert. Dieder Aufwand hat sich bewährt, da der doch sehr große Umfang der Einzelteile überschaubar blieb und man beim Wiederaufbau nur ins Regal greifen musste.
So wurde grundsätzlich mit allen Teilen verfahren, wobei Kleinteile wie Schrauben und Befestigungsteile vorzugsweise neu in Rostfrei-Qualität beschafft wurden.
Karosseriearbeiten
Wie schon erwähnt gab es hier einiges zu tun. Dies wurde umso deutlicher, nachdem die zu bearbeitenden Teile von Schmutz, Öl, Unterbodenschutz und Lack befreit waren.
Beim Vorderwagen zeigte sich das Ausmaß des unsachgemäß behobenen Unfallschadens, hier mussten neue Bleche rein. Als Alternative zum Neukauf (Ersatzteile waren meist verfügbar, aber Passgenauigkeit und Preis ließen zu wünschen übrig) bot sich e-bay an. Hier wurde die komplette Karosserie eines Junior-Spiders für 1 € inseriert und ich erhielt als einziger Bieter den Zuschlag. Nachdem ich mich vom geeigneten Zustand überzeugt hatte lohnte sich auch die weite Abholung von der Ostseeküste. Die benötigten Blechteile wurden aus dem Spenderfahrzeug herausgetrennt und in den Duetto implantiert. Andere Teile des Spenderfahrzeuges konnten später noch mit Gewinn verkauft werden, der Rest wurde verschrottet. Die Bilder 3 und 4 zeigen den Erfolg der Aktion.
Nach der Befreiung von Lack und Spachtelmasse erwies sich auch die Frontmaske als erneuerungsbedürftig. Nicht nur die Blechteile waren neu zu modellieren, auch die aus Winkeleisen selbst gebaute Aufnahme für die Stoßstangenteile war durch ein Originalteil zu ersetzen. Die einzelnen Arbeitsschritte werden aus den Bildern 4.1 bis 4.6 ersichtlich.
Auch die Heckpartie des Fahrzeuges erforderte nach Entfernen von Lack und Spachtel eine Reparatur der Blechteile, stellte sich aber nach Abschluss der Arbeiten wieder wie neu dar (Bilder 5.1 und 5.2).
Für sämtliche Arbeiten an der Karosserie hat sich ein selbst gebautes verfahrbares Kippgestell bestens bewährt. So konnten in angenehmer Körperhaltung die notwendigen Arbeiten besonders am Unterboden durchgeführt werden. Die Konstruktion bestand aus stabilen Vierkantprofilen mit Transportrollen und war um 90 Grad kippbar. Die Karosserie wurde dabei an den Punkten für die Wagenheber Aufnahme mit dem Kippgestell verschraubt. Die Bilder 6.1 und 6.2 zeigen das Kippgestell im Einsatz.
Fahrwerksarbeiten
Auch das Fahrwerk wurde komplett demontiert, zerlegt, gereinigt und neu lackiert. Sämtliche beweglichen Teile wie Lager, Buchsen und Gelenkköpfe wurden hierbei erneuert. Gleiches gilt für die Bremsanlage und die Stoßdämpfer. Die Bilder 7.1 und 7.2 zeigen die Vorderachsaufhängung und die Bilder 8.1 und 8.2 die Hinterachsaufhängung jeweils vor und nach der Revision.
Motor und Getriebe
Da über Laufleistung und Zustand keine Aussage gemacht werden konnte, wurden beide Aggregate komplett zerlegt. Beim Getriebe wurden nach einer gründlichen Reinigung zwei Synchronringe ersetzt und das Gehäuse neu eingedichtet. Der Motor wurde einer kompletten Revision unterzogen mit dem Ersatz aller Lager, Dichtungen und Verschleißteile (Austauschmotor). Die Bilder 9.1 und 9.2 zeigen den Rumpfmotor und die Kolben, die Bilder 10.1 und 10.2 die Motoransichten nach der Revision.
Innenausstattung
Die werksseitige Innenausstattung aus rotem Kunstleder war im Laufe der Jahre durch eine komplette Lederausstattung ersetzt worden. Nicht nur die Sitze, sondern auch Türverkleidungen, Armaturenbrett und alles was früher mal Kunststoff war bestand nun aus Leder. Leider hatte das Leder durch Sonneneinstrahlung erheblich an Farbe verloren und bedurfte einer umfangreichen Aufarbeitung. Mit den vom Lederzentrum angebotenen Mittels konnte der Originalzustand wiederhergestellt werden, ohne dabei die inzwischen vorhandene Patina zu verlieren. Die folgenden Bilder zeigen einen Sitz vor und nach der Aufbereitung. Die Bilder 11.1 und 11.2 zeigen die Sitze vor und nach der Aufbereitung.
Beim Armaturenbrett waren neben den Lederarbeiten auch Blecharbeiten und Lackiermaßnahmen erforderlich. Der große DIN-Ausschnitt für ein modernes Radio musste wieder auf das ursprüngliche Maß zurückgeführt werden, um ein zeitgenössisches Radiogerät aufzunehmen. Nach der Lackierung in Wagenfarbe war der Originalzustand wiederhergestellt. Natürlich wurden auch alle Instrumente zerlegt, gesäubert und auf Funktion geprüft. Ebenso erfolgte eine neue Verdrahtung hinter dem Armaturenbrett, da durch den Einbau von zusätzlichen Schaltern und Geräten dringend Ordnung in die wilde Kabelführung gebracht werden musste. Die Bilder zeigen wieder den Zustand vorher und nachher. Die Bilder 12.1 und 12.2 zeigen den Zustand vor und nach der Aufbereitung.
Elektrik
Im Rahmen der Revision wurden neben der Beleuchtung und allen sonstigen elektrischen Aggregaten auch die Kabelbäume ausgebaut. Diese wiesen nach den Jahren und immer wieder durch Eingriffe beim Einbau von Zusatzausstattung erhebliche Schäden auf. Die Gelegenheit war also gegeben, diese komplett aufzuarbeiten, d.h. aufwickeln, beschädigte Kabel ersetzen und ggf. neue erforderliche Kabel hinzufügen und anschließend wieder neu zu wickeln. Durch diese Maßnahme konnten der vordere sowie der hintere Kabelbaum quasi in Neuzustand gebracht werden und die Verdrahtung der Zusatzausstattung integriert werden. Bild 13 zeigt den Schaltplan mit Zusatzausstattung.
Lackierung
Bei den durchgeführten Blecharbeiten waren die betroffenen Stellen komplett vom alten Lack befreit worden, um die erforderlichen Schweißarbeiten durchzuführen. Anschließend wurde sofort Grundierung aufgetragen, um das blanke Blech während der weiteren Arbeitszeit vor Korrosion zu schützen. Vor der geplanten Neulackierung wurde nun die gesamte Karosserie innen wie außen von dem restlichen noch vorhanden Lack befreit. In diesem Zustand wurde die Rohkarosse dem Lackierer übergeben, dieser hat dann von Grund auf einen neuen Lackaufbau in mehreren Schichten vorgenommen. Nach Endlackierung der Innenräume und Grundierung der Außenhaut kam das Fahrzeug zunächst zu mir zurück, um die Montage des Fahrwerks und der Antriebseinheit durchzuführen. Somit konnte eine evtl. Beschädigung der Endlackierung vermieden werden. Die Endlackierung wurde dann im Originalfarbton AR 008 – Bianco Pininfarina als letzter Arbeitsschritt beim Lackierer aufgetragen. Die Bilder 14.1 und 14.2 zeigen diese beiden Arbeitsstufen.
Nach Komplettierung der wesentlichen Einrichtungen konnte am 11.06.2005 ein erster Probelauf starten. Die Bilder 15.1 und 15.2 zeigen die Phasen der Komplettierung.
Ausfahrten
Nach endgültiger Fertigstellung aller Details waren TÜV und H-Zulassung reine Formsache. Die erste Ausfahrt konnte am 13.09.2005 stattfinden. (Bilde 16)
Der neu geborene Duetto Spider kam nicht nur bei unseren Freunden des Alfaclub gut an, wie folgende Aufstellung eindrucksvoll beweist:
- 1. Preis für den schönsten Spider beim Spidertreffen des Alfaclubs am 24.09.2005 in Dortmund
- 1. Preis für den schönsten Spider beim Spidertreffen des Alfaclubs am 08.07.2006 in München
- Bericht in der Auto Bild Nr. 19 am 08.05.2009
- 1. Preis für den schönsten Spider beim Spidertreffen des Alfaclubs am 24.08.2013 in Luisenthal/Thüringen
- 1. Preis für den schönsten Spider beim Spidertreffen des Alfaclubs am 06.09.2014 in Eisborn/Sauerland
- Best of Show beim Spidertreffen des Alfaclubs am 26.09.2015 in Bielefeld
Link auf die Homepage des Alfaclubs: http://www.alfaclub.de