Blaupunkt Oldtimer-Autoradio schrittweise aufrüsten mit Bluetooth
- Allgemein
- Maßnahmen ohne Eingriff in das Autoradio
- Verstärkerleistung
- NF-Einspeisung
- Maßnahmen mit Eingriff in das Autoradio
- UKW-Stationstasten
- Einbau des Bluetooth-Empfängers
- Ausblick
Allgemein
Wenn man heute einen Oldtimer aus den 70-er Jahren fährt sollte man auch ein entsprechend altes Autoradio wählen, ein modernes Autoradio in einem Oldtimer ist ein absolutes No-Go! Autos um 1970 waren oft mit Blaupunkt Autoradios aus dieser Zeit ausgerüstet, diese fügen sich optisch gut in das Gesamtbild des Fahrzeuges ein. Mit einigen Modifikationen am Autoradio lässt sich dieses durchaus an heutige technische Ansprüche anpassen ohne das äußere Erscheinungsbild zu verändern. Am Beispiel eines Blaupunkt Frankfurt Rallye Stereo von 1970 werden hier stufenweise einige Änderungen beschrieben. Dieses Modell ist typisch für diese Zeit und steht stellvertretend für eine ganze Modellreihe mit ähnlichem technischem Aufbau. Hierbei sind die DIN-Buchse für den NF-Eingang/-Ausgang sowie der mechanische Tastensatz für die verschiedenen Wellenbereiche all diesen Geräten gemeinsam. Die folgenden Maßnahmen beschränken sich also nicht nur auf das Modell Frankfurt, sondern können auch auf entsprechende andere Modelle angewandt werden. Der typische Aufbau solcher Modelle wird im Folgenden Bild 1 gezeigt.
Maßnahmen ohne Eingriff in das Autoradio
Verstärkerleistung
Die vorgenannten Autoradios verfügen bei technisch einwandfreier Funktion und entsprechender Antenne über einen recht guten UKW-Empfang in Stereo. Die relativ bescheidene Ausgangsleistung lässt jedoch zu wünschen übrig. Hier schafft ein externer Verstärker mit z.B. 4 x 25 W Abhilfe wie er früher auch von Blaupunkt erhältlich war, aber auch heute noch von anderen Herstellern als Zubehör angeboten wird. Der Zusatzverstärker wird an versteckter Stelle unter dem Armaturenbrett oder im Kofferraum angebracht und stört somit die Optik nicht. Die Ansteuerung erfolgt über die Lautsprecherausgänge des Autoradios, ausgangsseitig werden 4 Lautsprecher angeschlossen. Für diese Lautsprecher finden sich in den Autos der 70-er Jahre meist vorgesehene Einbaupositionen. Falls diese nicht vorhanden sind bieten sich der Fußraum vorne links und rechts sowie der Bereich der Hutablage hinten für einen unauffälligen Einbau an. Bild 2 zeigt den prinzipiellen Anschluss eines solchen Zusatzverstärkers, er kann wahlweise über die Lautsprecherausgänge oder auch den NF-Ausgang des Autoradios angesteuert werden.
NF-Einspeisung
Die NF-DIN-Buchse der Blaupunkt Autoradios eignet sich hervorragend zur Einspeisung externer Quellen, heute meist MP3-Player oder direkt vom Handy. Im Normalfall sind die Ein- und Ausgänge der Buchse über einen Stecker gebrückt. Hier wird dann ein Adapterkabel mit einem 5-poligen DIN-Stecker angeschlossen, am anderen Ende befindet sich eine 3,5 mm Klinkenbuchse mit Schalter zur Verbindung mit dem MP3-Player oder Handy. Entsprechende Adapterkabel sind im Handel erhältlich, können aber auch selbst hergestellt werden. Die Schaltung in Bild 3 gibt hierzu eine Vorlage.
Die mit dieser Anordnung verbundene Musikübertragung hat jedoch zwei Nachteile:
- Beim Wechsel zwischen Radiobetrieb und externer Einspeisung muss ständig umgesteckt werden. Dies ist lästig und auch ein externer Schalter als Ersatz für die Schaltbuchse schafft keine zufriedenstellende Lösung.
- Die Verbindung zwischen Stereodecoder und Verstärker wird innerhalb des Radios nicht sauber getrennt, der linke Kanal kommt immer noch sehr schwach durch. Der Fehler liegt in der Schaltung des Radios und kann nur durch einen ingriff ins Gerät beseitigt werden. Notlösung ist die Einstellung des Tuners auf einen senderfreien Bereich (z.B. über die nicht benötigte LW-Taste), dann ist aber meist immer noch ein Rauschen vorhanden!
Als Alternative bietet sich eine wesentlich modernere Lösung über eine Bluetooth-Verbindung an. Es entfällt nicht nur die unschöne Audio-Verkabelung zum Handy, sondern die Bluetooth-Verbindung kann auch gleichzeitig als Freisprecheinrichtung genutzt werden. Hierzu werden im Handel (ebay, amazon) entsprechende Geräte angeboten, aus fernöstlicher Produktion oft deutlich unter 20,- €. Für meine Zwecke habe ich mich für das Gerät in Bild 4 mit folgenden Leistungsmerkmalen entschieden:
Der Empfänger muss über die Bluetooth-Verbindung einmalig mit dem Handy gekoppelt werden, später wird das Handy automatisch erkannt und die Verbindung hergestellt. Die Kopplung wird durch eine blaue LED angezeigt, zur Annahme von Gesprächen über den Freisprechmodus ist die oben ersichtliche Taste zu betätigen. Im Empfänger ist ein Mikrofon eingebaut, die Wiedergabe erfolgt über die Lautsprecher des Autoradios. Über einen Micro-USB Stecker wird das Gerät wie bei den meisten Handys mit 5 V versorgt, der eingebaute Akku ermöglicht aber auch eine mehrstündige Betriebszeit ohne externe Einspeisung. Seitlich am Gerät befinden sich zwei Taster um bei Musikwiedergabe einen Titel vor- oder zurückzuschalten. Auf diese Taster/Funktion wurde bei den weiteren Betrachtungen verzichtet, da die Bedienung auch am Abspielgerät (Handy) vorgenommen werden kann.
Das Gerät kann über den gezeigten Klinken-Adapter oder das beiliegende Klinkenkabel mit Hilfe des oben beschriebenen Adapters Klinke/DIN mit dem Autoradio verbunden und betrieben werden. Ohne eine feste und gut erreichbare Position des Empfängers sowie einer sauberen Kabelverlegung ist die Bedienbarkeit der Einrichtung jedoch stark eingeschränkt.
Zur besseren Handhabung wurde daher der Empfänger zusammen mit einem Umschalter und der Stromversorgung für das Handy in ein kleines Gehäuse eingebaut und auf der Handyhalterung befestigt. Somit konnte die Anlage betrieben werden und hat auch einen Testbetrieb über 3.000 km überstanden. Erstaunlicherweise kam es nicht mehr zu Störungen vom Radioempfangsteil, wenn der Verstärker per Umschalter mit dem Bluetooth-Empfänger verbunden wurde.
Die hier beschriebene Handyhalterung zeigen Bild 5 und Bild 6.
Immer noch war natürlich die lästige Umschaltung zwischen Radiobetrieb und externer NF-Einspeisung erforderlich. Auch die Bedienung an zwei Stellen, einmal am Radio und zusätzlich an der Handyhalterung war nicht optimal und es wurde weiterhin nach einer eleganteren Lösung gesucht. Diese konnte nur in einer Implantation des Bluetooth-Empfängers in das Radio liegen, es wurden also umfangreiche Eingriffe und Modifikationen am Autoradio selbst erforderlich.
Maßnahmen mit Eingriff in das Autoradio
UKW-Stationstasten
Wenn man schon das Autoradio öffnet um größere Änderungen vorzunehmen sollte man zunächst durch einen einfachen Handgriff das Radio an die neuen Gegebenheiten anpassen. Geräte der hier beschriebenen Bauart verfügen meist noch über alle Wellenbereiche wie Langwelle, Mittelwelle, Kurzwelle und natürlich UKW. Da heute ein Empfang über LW, MW und KW kaum noch gegeben ist und somit in den meisten Fällen keinen Sinn mehr macht ist die Verschwendung von drei Stationstasten für diese Wellenbereiche natürlich fragwürdig und sollte geändert werden.
Die Umschaltung zwischen den einzelnen Wellenbereichen erfolgt über einen einzigen Schiebeschalter im Radio, der mechanisch über ein Gestänge der Stationstasten in die entsprechende Position gebracht wird. Wird diese Stange mit einer Spitzzange vorsichtig nach oben aus dem Schiebeschalter herausgebogen so wird der Schalter außer Funktion gesetzt. Man muss nun den Schalter nur in der UKW-Position fixieren und man erhält auf einfachste Weise ein Radio mit 5 UKW-Tasten, die man auf die gewünschten Sender voreinstellen kann. Diese Änderung habe ich schon bei mehreren Geräten durchgeführt, da sie die alten Radios wesentlich alltagstauglicher für die heutige Zeit macht. Die Änderung ist natürlich reversibel, d.h. durch Zurückbiegen der Betätigungsstange kann der Originalzustand jederzeit wiederhergestellt werden.
Die hier beschriebene Maßnahme wird durch das Foto in Bild 7 deutlich gemacht.
Einbau des Bluetooth-Empfängers
Um den Empfänger komplett in das Gehäuse des Autoradios zu integrieren sind folgende Maßnahmen erforderlich:
- Platz für den Einbau schaffen
- Taster für die Betätigung des Empfängers bereitstellen
- LED für den Bluetooth-Betrieb in den Frontbereich der Skala verlegen
- Kondensatormikrofon in den Frontbereich der Skala verlegen
- Komplette Einheit mechanisch einbauen und elektrisch anschließen
Wie oben aufgelistet sollen die erforderlichen Arbeitsschritte hier im Einzelnen beschrieben werden.
Platz für den Einbau schaffen
Obwohl die Abmessungen des Empfängers sehr gering sind, wird zusammen mit den erforderlichen mechanischen Befestigungen und den elektrischen Steckverbindungen ein Platzbedarf benötigt, der ohne Änderungen nicht gegeben ist. Meine Lösung besteht in einer Beschneidung der Platine im Bereich des rechten Drehreglers für Senderwahl und Stereo-/Mono-Umschaltung. Der abzutrennende Teil der Platine ist durch die blaue gestrichelte Linie in Bild 6 zu erkennen. Der Umschalter wird nicht mehr benötigt und für die Bedienung des Bluetooth-Empfängers umgebaut, zwei weitere Bauteile L1 und G1 werden entfernt und unterhalb der Platine wieder angelötet. Die Lage der zu ändernden Bauteile ist auf der Platine und dem entsprechenden Teil des Schaltplans in Bild 8 aufgezeigt.
Taster für die Betätigung des Empfängers bereitstellen
Durch das Abtrennen des gekennzeichneten Platinenabschnittes wurde nicht nur Platz geschaffen, sondern auch der Kunststoffarm des Mono-/Stereo-Umschalters freigelegt. Dieser Hebelarm wird etwas gekürzt und abgeschliffen um später als Betätigung für einen auf der neu zu installierenden Platine befindlichen Taster zu dienen. Eine Feder an der Achse des Schalters, welche die Mono- oder Stereo-Position fixierte wird entfernt.
Kondensatormikrofon in den Frontbereich der Skala verlegen
Ebenso wie die LED muss das Mikrofon für die Freisprecheinrichtung in die Radiofront verlegt werden. Hierzu wird das auf der Bluetooth-Platine befindliche Kondensatormikrofon ausgelötet und mit entsprechenden Anschlussdrähten versehen (Polarität beachten). Da der äußerst rechte Bereich der Skala nicht vom Zeiger beansprucht wird kann hier ein Loch in das Plexiglas gebohrt und die Mikrofonkapsel eingeklebt werden. Der Durchmesser des Mikrofones ist sehr gering und die Änderung fällt im Bild des Autoradios praktisch nicht auf.
Komplette Einheit mechanisch einbauen und elektrisch anschließen
Die Platine des Bluetooth-Empfängers wird aus dem Originalgehäuse ausgebaut und auf einer neu angefertigten Träger-Platine befestigt. In einem ersten Versuch wurde auf dieser Platine auch der schon mehrfach angesprochenen NF-Umschalter untergebracht. Dieser sollte über die oben erwähnte Stange des Tastensatzes, z.B. die LW-Taste betätigt werden. Dies stellte mechanisch durchaus eine Herausforderung dar und bedurfte einiger Basteleien (siehe Bild 9).
Im Rahmen weiterer Versuche stellte sich dann heraus, dass eine derartige Umschaltung nicht mehr erforderlich war. Bei gleichzeitigem Einsatz des Kurzschluss Steckers am Radio musste der Ausgang des Bluetooth-Empfängers nur mit dem Eingang des Verstärkerteils im Radio verbunden werden. Bei externer Musikeinspeisung oder einem Anruf wurde automatisch der Radioempfang stummgeschaltet. Somit ergab sich natürlich eine wesentliche Erleichterung, da nicht nur auf den Umschalter, sondern auch auf die damit verbundene lästige Bedienung verzichtet werden konnte. Das Layout der neuen Träger-Platine ist in Bild 10 dargestellt. Die Platine hat nun folgende Funktionen zu erfüllen und enthält die entsprechenden Bauteile:
- Befestigung der gesamten Einheit über einen Alu-Winkel mit dem Gehäuse
des
Radiogerätes (rechte Außenwand) - Aufnahme der Bluetooth-Platine und des Akkus
- Aufnahme des Tasters für die Bedienung der Einheit
- Aufnahme der Anschlussstifte für die erforderlichen Steckverbindungen
- Aufnahme des Spannungswandlers 12V auf 5V, dieser wird realisiert über
einen
7805 Festspannungsregler mit Elko als Ladespannung für den Akku
Zunächst wird der Alu-Winkel mit der Träger-Platine verschraubt. Hierzu wie auch zur Befestigung am Radiogehäuse dienen 3 mm Schrauben, die dazugehörigen Muttern wurden mit 2-Komponetenkleber fixiert. Die spätere Endmontage wird dadurch erheblich erleichtert. Die Bluetooth-Platine wird mit einem doppelseitigen Schaumstoffklebeband auf der Lötseite der Trägerplatine befestigt. Vorher sind die beiden Anschlussdrähte für das NF-Signal sowie die Masse mitten auf der Träger-Platine anzulöten. Die weitere Verkabelung wird dann aus dem Foto in Bild 11 ersichtlich.
Die blauen Drähte führen vom Originaltaster zum neuen Taster auf der Träger-Platine, hierbei kann der Originaltaster auf der Platine verbleiben. Anders die blaue LED, sie muss ausgelötet werden und die neuen Zuführungsdrähte (rot und schwarz) dort angelötet werden. In der rechten Bildhälfte zeigen die blanken Drähte den Anschluss des Kondensatormikrofons, in der unteren Bildhälfte stellen die blanken Drähte die 5 V Spannungsversorgung dar. Der gesamte Aufbau des Moduls wird deutlich durch das in Bild 12 gezeigte Foto der Rückseite der Trägerplatine. Hier ist rechts der Spannungswandler mit den Anschlussstiften für Strom und NF-Signal zu erkennen, links unten befinden sich der Taster und die Anschlussstifte für LED und Mikrofon und in der Mitte der 3,7 V Akku.
Die folgenden Bilder 13 – 15 zeigen die verschiedenen Ansichten des Radios mit der eingebauten Bluetooth-Empfängerpatine.
Ausblick
Der oben vorgestellte Umbau eines alten Autoradios auf moderne Technik stellt eine praxisgerechte Alternative dar. Wer seinen Oldtimer nicht nur für eine Kaffeefahrt am Sonntagnachmittag nutzt, sondern Europaweit an Veranstaltungen und Rallyes teilnimmt, braucht ein Navigationsgerät für die Anfahrt und einen Tripmaster für die Prüfungen vor Ort. Beide Aufgaben können hervorragend durch entsprechende Apps mit dem Smartphone gelöst werden, das Handy ist also zwangsläufig mit an Bord. Es liegt also nahe das Handy in oben beschriebener Weise mit dem Autoradio zu verbinden um somit auch im Oldtimer ein Mindestmaß an Sicherheit und Komfort zu gewährleisten.