Der Alfa Romeo Virus
Am Anfang war der Käfer
Wir schrieben das Jahr 1968. Der Führerschein war bestanden und ein Auto sollte her. In Studentenkreisen war Revolution angesagt, bei Autos lagen Ente und R4 deutlich vorne. Ich liebäugelte mit etwas sportlicherem, gerne einem Mini. In den Kinos lief die "Reifeprüfung" mit Dustin Hoffman, seine Fahrt mit dem Duetto Spider über die Oakland Bay Bridge war ein Highlight. Von solch einem Auto konnte man damals nur träumen. Letztlich lief es dann auf einen soliden Käfer mit 1200 ccm und 34 PS hinaus, der sportliche Anspruch wurde versucht durch breitere Reifen, Manipulation am Auspuff, Lederlenkrad und Zusatzinstrumente zu verwirklichen (Bild 1 ).
Mit Baujahr 1965 war der Käfer ein relativ junger Gebrauchtwagen und noch viele Jahre ein treuer Begleiter bei den alltäglichen Fahrten zur Uni wie auch auf manchen Urlaubsreisen in den Süden. Im Laufe der Zeit zeigten sich doch dann einige Alterserscheinungen, neben einem Tausch des Motors waren auch mache Korrosionsschäden auszubessern.
Doch dann kam Alfa Romeo
Eines Tages fuhr Manni um die Ecke, mit einer nigelnagelneuen 1750-er Berlina in Faggio, die hatten ihm seine Eltern zum bestandenen Abi einfach vor die Türe gestellt. Ein sportlicher Motor mit typischem Alfa-Sound, reichliche Instrumentierung mit einem Drehzahlmesser so groß wie der Tacho, Einzelsitze in Kunstleder auch hinten, das war sicher kein typisches Studentenauto, sondern eine sportliche Luxuslimousine der gehobenen Klasse. Wir haben mit diesem Auto viele schöne Stunden verbracht und manche Tour gerne auch mal an der Uni vorbei ins benachbarte Ausland nach Holland oder Belgien unternommen. Der Alfa-Virus war geboren!
Als dann 1973 ein Neuwagen angeschafft wurde kam VW gerade mit dem Golf aus den Startlöchern und bei Opel stand der Kadett C im Verkaufsraum. Alles natürlich kein Vergleich zum Alfasud, hier fand ich das wieder was mir bei der Berlina so gut gefallen hatte. Der Alfa war ein Quantensprung im Vergleich zum Käfer, der Motor mit 63 PS fast doppelt so stark und mit dem Fahrwerk war die Kiste einfach sauschnell. (Bild 2)
Die Freude am Sud dauerte einige Jahre, doch letztlich nahm der Rost Überhand und es war eine Ersatzlösung gefragt.
Die 80-er und 90-er Jahre waren dann geprägt vom Kombizeitalter. Eine vierköpfige Familie, Hund und Katze, Urlaubsgepäck für 3 Wochen und natürlich 4 Fahrräder auf dem Dach waren mit einem Alfa nicht zu stemmen, Opel Rekord, Passat Turbodiesel und diverse Omegas waren jetzt angesagt. Die italienischen Momente im Leben wurden zwischenzeitlich durch Fiat und Lancia als Zweitwagen abgedeckt.
Den Alfa-Virus wiederbelebt
Der Alfa-Virus war aber immer noch vorhanden, auch bei meiner Frau, sie hatte in den 70-ern mehrere Alfasuds und später einen Fastback Spider gefahren. Mit der Jahrhundertwende ging es dann wieder richtig los, die Kinder waren herangewachsen und der Platzbedarf stand nicht mehr im Vordergrund. Neben einem 156-er Sportwagon kam ein 93-er Spider 2.0 ins Haus. (Bilder 3 und 4)
Der Spider brachte uns auch beim Spidertreffen der Sektion Ruhrgebiet West 2003 in Gladbeck zum Alfaclub. Hier nehmen wir seitdem regelmäßig an regionalen und überregionalen Treffen und Ausfahrten teil. Diese haben uns bisher in alle Regionen Deutschlands und nach Österreich, die Schweiz und Italien geführt.
In den nächsten Jahren waren dann zwei 166-er meine Begleiter, beide als 2.4 Turbodiesel (Bilder 5 und 6). Parallel dazu jeweils einen 147-er als Zweitwagen.
Obwohl immer wieder mal angekündigt gab es bei Alfa 2009 schon lange keinen adäquaten Nachfolger mehr für den 166, daher steht heute ein Produkt aus Zuffenhausen in meiner Garage und meine Frau fährt aktuell eine Giulietta QV. (Bild 6)
Die Oldtimer
Bei den Oldtimern steht aber ganz klar Alfa im Vordergrund. Zu dem 93-er Spider Youngtimer sollte sich eigentlich ein Bertone gesellen, dann wurde ich aber auf einen restaurierungsbedürftigen 1750-er Duetto Spider von 1968 ganz in der Nähe aufmerksam. Da konnte ich nicht widerstehen, 2002 gekauft und nach über drei Jahren Arbeit erstrahlte er 2005 wieder im alten Glanz. Der passende Helm wurde natürlich auch dazu angefertigt.
Mit dem zweiten Spider im Hause kam dann eines Tages die Frage auf, ob bei zwei Spidern nicht einer zu viel ist. Kurzentschlossen wurde also der 93-er Spider verkauft. Das stellte sich schnell als Fehlentscheidung heraus, da meine Frau doch nicht auf ihren Spider verzichten wollte. So wurde also binnen Jahresfrist wieder ein 93-er Spider angeschafft und der Hausfrieden war wieder in Ordnung. Auch dieser Spider wurde einer kompletten Restaurierung unterzogen, neben neuer Lackierung wurde die inzwischen unschöne beige Innenausstattung in Eigenanfertigung durch eine Lederausstattung ersetzt.
Nach einigen Jahren war es dann wieder soweit, ich hatte mich entschlossen einen weitern 105-er anzuschaffen. Ich interessierte mich wieder für einen Bertone oder auch eine Jule aber dann stach mir aber das Angebot einer 1750-er Berlina ins Auge. Sofort wurden alte Erinnerungen wach und kurzentschlossen war das nächste Restaurierungsobjekt geboren. Das Fahrzeug wurde ebenso komplett zerlegt, neu lackiert und wieder neu aufgebaut.
Mit dieser „Flotte“ stehen uns nun für alle Ausfahrten die richtigen Fahrzeug zur Verfügung. Für die beiden Oldtimer inzwischen mit Wechselkennzeichen geht es im Sommer zu den Spidertreffen und im Herbst in die Alpen mit der Berlina, zwischendurch wollen die anderen auch noch bewegt werden.