Türsprechanlage mit DECT-Telefon und FritzBox 7490

Ausgangssituation

In einem Einfamilienhaus ist seit Jahrzehnten eine Türsprechanlage TFS 2016 von Auerswald verbaut. Diese wurde bis vor einigen Jahren über eine Auerswald Telefonanlage ETS-4308i betrieben. Eine solche Telefon-Installation mit aufwendiger Verdrahtung ist längst nicht mehr zeitgemäß, daher wurde die Anlage vor einigen Jahren deinstalliert. Heute werden die Aufgaben der früheren Telefonanlage von einer FritzBox 7490 übernommen, diese kann bekanntlich DECT-Telefone wie auch analoge Telefone komfortabel über PC oder Handy verwalten. Die vorhandene Türsprechanlage ist seither außer Betrieb, da sie keinen a/b-Analogausgang hat und somit nicht an die FritzBox angeschlossen werden kann. Ein von Auerswald angebotener a/b-Adapter ist mit ca. 180,- € viel zu teuer für die Aufrüstung einer veralteten Technik, hier gibt es für gleiches Geld modernere Lösungen. Es stellt sich aber die Frage, ob nicht mit einem alten vorhanden DECT-Telefon eine wesentlich kostengünstigere Installation realisiert werden kann.

Aufgabenstellung

Die Türklingel soll wie bisher unverändert und unabhängig von einer Sprecheinrichtung genutzt werden. Ein elektrischer Türöffner ist nicht vorhanden und wird auch nicht vorgesehen. Für den Einsatz eines DECT-Telefons ist daher grundsätzlich zunächst einmal eine automatische Rufannahme erforderlich, damit das Telefon von den entsprechenden Gegenstellen angesprochen werden kann. Weiterhin sind das vorhandene verbauten Mikrofon und der Lautsprecher der alten Türsprechanlage mit dem Audio-Input/Output bzw. des Telefons zu koppeln. Die gesamte Einrichtung incl. Stromversorgung muss in dem vorhandenen Gehäuse oberhalb der Eingangstür innen im Gebäude Platz finden.

Als Basis für die geplante Freisprecheinrichtung sollte ein vorhandenes Audioline DECT 8600 SIM Verwendung finden. Dieses Gerät wies folgende Besonderheiten auf:

  • Freisprecheinrichtung im Hörer
  • Headset-Anschluss im Hörer
  • SIM-Karteneinschub in der Basisstation

Die Basisstation mit dem SIM-Karteneinschub wurde nicht benötigt, da die gesamte Anlage über die FritzBox betrieben werden sollte. Die beiden anderen Features boten jedoch potentielle Lösungsansätze für die Türsprechanlage.

Automatische Rufannahme

Für eine automatische Rufannahme können akustische oder optische Signale genutzt werden, die beim Anrufen des Telefons ausgelöst werden, in der Regel sind das der Klingelton des Lautsprechers und das Aufleuchten einer LED oder der Displaybeleuchtung. Da im vorliegenden Fall keine LED vorhanden war und die Displaybeleuchtung über Lötanschluss oder z.B. einen LDR nicht abzugreifen war, kam nur der Klingelton als Signalgeber in Frage.

Über den Lautsprecher des Handapparates wurde nicht nur das Klingelsignal, sondern auch das Lauthören dargestellt. Versuche das Signal zum Einschalten der automatischen Rufannahme in Parallelschaltung zum Lautsprecheranschluss abzugreifen erwiesen sich als erfolglos. Der Anschluss reagierte äußerst sensibel, bei gleichzeitig angeschlossenem Lautsprecher führten Rückkopplungen zum unkontrollierten Abschalten des Telefons. Da die im Telefon integrierte Freisprecheinrichtung ohnehin zu schwach war für den geplanten Zweck, wurde der Lautsprecher des Telefons ausschließlich als Signalgeber für die automatische Rufannahme eingesetzt.

Auf der Telefonplatine wurde der Lautsprecher entfernt und die beiden Anschlüsse über einen Optokoppler als Eingang auf einen monostabilen Multivibrator (NE 555) geführt. Somit wird aus dem Klingelsignal ein definierter Impuls erzeugt. Die Dauer des Ausgangsimpulses wird durch die Ladezeit des verbauten Kondensators und den dafür vorgesehenen Widerstand bestimmt und berechnet sich zu:

Impulsdauer [sec]=1,1 ×R [Ω] ×C [μF] / 10^6

Dieser Impuls liefert dann über einen weiteren Optokoppler das Tastsignal für den Rufannahmekontakt. Die Leitungen wurden direkt auf die Platine des Telefons gelötet.

Freisprechen

Die Headset-Buchse des Telefons bot sich an, einerseits ein externes Kondensatormikrofon und andererseits einen Lautsprecher über einen entsprechenden Verstärker anzuschließen. Mikrofon und Lautsprecher waren vorhanden und oberhalb der Haustür verbaut. Da das Headset nur einen Kopfhörer speisen konnte war für den Lautsprecher ein kleiner NF-Verstärker erforderlich. Dieser wurde mit einem LM 386 realisiert, der mit wenigen externen Bauteilen platzsparend auf der Platine untergebracht werden konnte und mit einer Ausgansleistung kleiner 1 Watt vollkommen ausreichend war.

Stromversorgung

Die gesamte Schaltung wurde an den vorhandenen Klingeltransformator angeschlossen. Die erforderliche Gleichspannung wurde über Gleichrichtung und einem 5 Volt Festspannungsregler 7805 erzeugt. Über eine weiteren einstellbaren Spannungsregler LM 317 wurden dann ca. 2,8 V für den Betrieb der Telefonplatine gewonnen. Die Ausgangsspannung berechnet sich aus dem Verhältnis der Widerstände zu:

Uout=1,25 ×( 1+R2/R1)

Schaltplan

Der Schaltplan für die gesamte Anlage sieht wie folgt aus:

DECT Schaltplan

Aufbau der Anlage

Die gesamte Schaltung wurde zusammen mit der Platine des Telefonhörers auf einer selbst gefertigten Trägerplatine aufgebaut. Die T-förmige Form dieser Trägerplatine hat sich aus dem verfügbaren Platz in dem vorhandenen Gehäuse ergeben. Die folgenden Bilder zeigen die Platine von der Bauteilseite und von der Lötseite.

DECT Platine Bauteilseite

DECT Platine Lötseite