Blaupunkt Oldtimer-Autoradio auf DAB+ umbauen

Vorwort

In einem früheren Artikel habe ich über die verschiedenen Schritte berichtet, wie man ein Blaupunkt Autoradio der 70-er Jahre auf Bluetooth umrüsten kann. Zwei dieser Umbauten sind seit mehreren Jahren in meinen Oldtimern in Betrieb und leisten als Freisprecheinrichtung sowie für die Musikübertragung vom Handy auf das Radio gute Dienste.

Wie ich aus verschiedenen Anfragen ersehen konnte, hat dieser Bericht großes Interesse gefunden und manchen Bastler zum Nachbau angeregt. Leider ist ein derartiger Umbau bald nicht mehr sinnvoll, da UKW in absehbarer Zeit abgeschaltet und durch das digitale DAB+ System ersetzt wird. Neuwagen werden grundsätzlich schon seit einiger Zeit mit dieser Technik ausgeliefert und es werden auch zahlreiche Geräte zum Nachrüsten angeboten. Hier unterscheidet man zwischen Adaptern, die das DAB+ Signal empfangen und auf das vorhandene alte Gerät übertragen oder einen kompletten Austausch des Radiogerätes. Beide Varianten sind ab ca. 30,- € aufwärts erhältlich, Grenze nach oben offen.

Wie kann man das nun in einen Oldtimer übertragen? Tatsächlich gibt es auch schon DAB+ Geräte im „alten“ Design, man erkennt das Gerät aber auf den ersten Blick als Neuling. Daher habe ich mich gefragt ob es möglich ist die Technik eines neuen Gerätes in das alte Gehäuse eines Blaupunkt Autoradios einzubauen. Spontan war ein neues Projekt geboren.

Aufgabenstellung für den Umbau

Basis für einen Umbau ist ein altes Blaupunkt Radio, z.B. Frankfurt oder ähnlich. Das Gerät aus der Bastelkiste kann auch defekt sein, da es komplett ausgeschlachtet wird. Lediglich die äußeren Teile wie Tasten, Bedienknöpfe und die Skala sollten noch in einem optisch guten Zustand sein.

Weiterhin ist ein neues Radiogerät mit DAB+, Bluetooth, USB, SD-Karte usw. erforderlich. Hier bietet sich für einen ersten Versuch ein günstiges Gerät (ca. 35,- €) an. Diese Geräte werden im Internet in einer Vielzahl angeboten und haben alle Features der modernen Technik, davon können die guten alten Blaupunkt Radios nur träumen.

Bei der Auswahl des Gerätes war die Ausführung des Displays entscheidend. Dieses sollte keinen unnötigen Schnickschnack aufweisen und von den Abmessungen in das vorhandene Fenster des Blaupunkt-Gerätes passen. Ein neues Gerät mit symmetrischem Aufbau wie bei den früheren Radios habe ich nicht gefunden, alle neuen Geräte haben links eine zentrale Bedieneinheit und das Display ist rechts angeordnet. Das bedeutet, die komplette Bedieneinheit incl. Display müssen ausgelöst werden und in die Front des alten Blaupunkt Radios integriert werden.

Technik des neuen DAB-Radios

Die Auswahl fiel auf ein Modell, welches in den folgenden Bildern dargestellt wird:

Frontansicht des DAB+ Gerätes
Bild 1 Frontansicht und Bedienung des DAB+ Gerätes

Eigenschaften des DAB+ Radios: wird:

  • Integrierter FM / DAB / DAB + Tuner
  • Voreinstellung für 18 FM-Sender und 6 DAB-Sender
  • Verstärkerleistung 4 * 25 W, 4 Lautsprecherausgänge
  • Bluetooth-Konnektivität für Freisprechen und drahtloses Musik-Streaming
  • Wiedergabe über Micro-SD-Karte, USB-Eingang und AUX IN
  • USB-Ladeausgang
  • EQ / BALANCE / LOUD-Einstellung

Abmessungen des DAB+ Gerätes
Bild 2 Abmessungen des DAB+ Gerätes
Rückansicht des DAB+ Gerätes
Bild 3 Rückansicht des DAB+ Gerätes

Das Radiogerät hat Norm Maße, ist jedoch deutlich kürzer, nur etwa halb so tief wie die früheren Geräte. Nach dem Öffnen des Gehäuses zeigte sich, dass trotz der kürzeren Bauweise noch reichlich „Luft“ im Inneren vorhanden war. Die komplette Radioeinheit war auf einer Platine unmittelbar hinter der Frontplatte aufgebaut, die Endstufe mit der Stromversorgung befand sich auf einer Platine an der Rückseite des Gerätes.

Die Herausforderung bestand nun darin, das Display und die Bedienungselemente aus der Frontplatine herauszulösen und in der alten Front des Blaupunkt Radios neu anzuordnen.

Der Umbau

Wie schon erwähnt mussten das Display, der Lautstärkeregler und die SD-Kartenaufnahme aus der Platine herausgelöst werden. Bei der heutigen kompakten Bauweise mit SMD-Bauteilen und super dünnen Leiterbahnen war hier äußerste Vorsicht bei den Lötarbeiten geboten. Diese Arbeiten liefen nicht ohne kleinere Beschädigungen auf der Original-Platine ab, konnten aber wieder repariert werden. Besonders beim Display waren die Lötarbeiten nicht einfach, hier musste eine 36-adrige Flachband-Kabelverbindung zwischen Originalplatine und Display verlötet werden.

Sämtliche Bedienelemente waren als Microtaster gegen Masse auf der Frontplatine verbaut. Diese blieben unverändert, jedoch wurden entsprechende Kabel für den parallelen Anschluss der neuen Taster angelötet. Stichwort „neue Taster“, die gab es natürlich nicht. Alte Blaupunkt Radios haben links und rechts jeweils einen Drehregler und auf gleicher Achse links einen weiteren Drehregler für die Tonhöhe und rechts eine Umschalter für Stereo/Mono. Diese waren nun auf Tastfunktionen für die Bedienung des neuen Radioteil umzubauen. Ebenso musste ein neuer Tastensatz für die Umschaltung der Sender eingebaut werden.

Zunächst die einfache Aufgabe. Ein alter Tastensatz aus der Bastelkiste, die original Blaupunkt Tasten darauf angepasst und das Problem war gelöst. Bei den Knöpfen rechts und links wurde es schwierig, „Drehtaster“ habe ich nirgendwo auftreiben können. Hier blieb also nur der Eigenbau, eine mechanische Herausforderung. Die Doppelachsen mit Nocken ausstatten und damit Tasten bedienen, die aus einer alten Computer-Tastatur stammen. Sicher eine nicht sehr elegante Lösung, aber als Prototyp musste es reichen und es hat funktioniert!

Fehlt nur noch die passende DAB-Antenne. Eine moderne Antenne (z.B. Scheibenantenne) kam für einen Oldtimer natürlich nicht infrage, hier sollte die verbaute Automatik-Antenne erhalten bleiben. Auch hierfür werden im Handel Antennenadapter angeboten, ich habe mich für den Versuch für eine günstige Lösung für ca. 10,- € entschieden:

Antennenadapter
Bild 4 Antennenadapter für FM und DAB+

Für alle neuen Bauteile habe ich simple Platinen angefertigt, um den mechanischen und elektrischen Aufbau zusammenzuhalten. Die folgenden Bilder zeigen den Innenaufbau des Gerätes aus verschiedenen Ansichten:

Ansicht von oben
Bild 5 Blick von oben in das neue Gerät

1. Original Frontplatine des DAB-Radios, hier horizontal angeordnet
2. Original Rückplatine des DAB-Radios, unverändert an der Rückseite positioniert
3. Kabelverbindung zum Frontdisplay
4. Drehregler links für Lautstärke sowie Taster rechts/links für Ein/Aus oder Telefon
5. 2-fach Taster recht/links für Sender/Titel vor und zurück sowie Mute und Clock
6. Tastensatz für die Senderwahl
7. Antennenadapter für FM und DAB

Ansicht von unten
Bild 6 Blick von unten in das neue Gerät

1. Original Rückplatine des DAB-Radios, unverändert an der Rückseite positioniert
2. Neue Platine für die Aufnahme des Tastensatzes und der Drehtaster rechts und links

Frontansicht
Bild 7 Frontansicht des neuen Gerätes

1. Original Skala des alten Blaupunkt Radios
2. Im Hintergrund Display des neuen DAB-Radios
3. Tastensatz für 5 Senderspeicher
4. Drehregler links für Lautstärke
5. Taster rechts/links für Ein/Aus oder Telefon
6. Taster recht/links für Sender/Titel vor und zurück
7. Taster rechts für Mute und Clock
8. Micro SD-Karteneinschub

Schlusswort

Bei dem vorliegenden Umbau handelt es sich um einen Prototyp. Er wurde mit allen Funktionen getestet und hat einwandfrei funktioniert. Auf die Verwendung der USB-Buchsen sowie die AUX-Buchse wurde verzichtet, es wäre jedoch problemlos möglich, diese Anschlüsse über entsprechende Kabel nach hinten aus dem Gerät herauszuführen und z.B. versteckt im Handschuhfach zugänglich zu machen. Ein Einbau in ein Fahrzeug steht noch aus. Ein Qualitätsvergleich mit anderen und teureren DAB-Geräten war mir bisher nicht möglich.

Das vorgestellte Projekt soll einen möglichen Weg für den Umbau eines alten Autoradios auf die neue digitale Technik aufzeigen und bietet sicherlich noch deutliches Potential für eine Optimierung.